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Das Gewordene wertschätzen UND das Neue willkommen heißen –  auch oder gerade in Schule!

Durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz ändert sich unsere Welt nach wie vor rasant und grundlegend. Um uns diesen Veränderungen anpassen zu können, sollten sich sowohl Bildungsinstitutionen wie auch die kommenden Generationen auf den Erwerb neuer Kernkompetenz konzentrieren – Kernkompetenzen, die Künstliche Intelligenz niemals entwickeln können wird! >>> Glückskompetenzen.

Mit altbekannten Mitteln, insbesondere im Schulsystem könnte es allerdings schwierig werden, dies zu erreichen. Schule, so wie sie vielerorts auch heute noch stattfindet, wirkt diesem Prozess eher entgegen, da sie aus vielen „[…] sinnlich erfahrbaren Möglichkeiten, mit der Welt wahrnehmend in Beziehung zu treten, eine trockene Auswendiglernerei macht.“, weiß Heike Pourian in ihrem Buch „Wenn wir wieder wahrnehmen“ zu benennen. 

Sie schreibt weiter, dass Schule bei uns auf Unfreiwilligkeit und Standardisierung basiert, den Fokus auf Ergebnisse setzt und vermeintlich messbare Leistungen. „Prozesse hingegen, vermeintliche Umwege, individuelle Neigung, Neugier und Begeisterung, das Lernen und Integrieren von sinnlichen Erfahrungen beim Nichtstun [oder beim Entstehen lassen], all das hat in unserem Schulsystem [noch immer] kaum Platz.“

Aber sind es nicht genau diese Art von Lernprozessen, die nachhaltig in uns wirken? Lernprozesse, wo Fehler erlaubt sind, weil man aus Ihnen lernen kann? Oder welche, die meine ureigenen Themen beinhalten und in mir Neugier wecken?

Wie kann es also gelingen, Zeit und Räume für die Bedürfnisse der kommenden Generationen in Schule zu schaffen?

Wie können wir mutig sein und das Lebendige wieder mehr einladen, anstatt uns von den basalen Aspekten unseres Seins immer weiter zu entfremden?

In Hinblick auf Schule bringt Remo Largo die Herausforderung auf den Punkt, wenn er sagt: „Die Schule stammt aus dem 19. Jahrhundert, die Eltern und Lehrer sind aus dem 20. Jahrhundert und die Kinder leben im 21. Jahrhundert.“ 

Denken wir Schule doch weiter als bisher und fragen die jungen Lernenden nach ihren Bedürfnissen. Ein generationsgerechter und damit zukunftsfähiger Lernort weckt Begeisterung und Neugier auf das Leben. Die Lust mitzugestalten und Verantwortung für unsere demokratischen Strukturen zu leben, braucht nicht erst nach der Schulzeit Einzug in die Lebensrealität weniger halten.

Ich frage mich ernsthaft: Ist es heutzutage nicht mehr denn je Aufgabe von Schule Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, Verantwortung für die eigenen Lernprozesse zu tragen? Wie schaffen wir es auch in Schule Vertrauen in individualisierte Lernprozesse zu haben, die wir nicht permanent kontrollieren können? Und wie ermöglichen wir den Schüler*innen die Begegnung mit der Welt und initiieren dadurch self-leading als Lerngegenstand?

Formate wie das Service-learning auch bekannt als „Lernen durch Engagement“ bieten z.B. den passenden Rahmen. Spüren wir also gemeinsam mit den Schüler*innen und innovativen Mitgestalter*innen Mittel und Lösungswege auf, damit der eigene Lern- und Lebensraum zu einem Ort wird, an dem Klarheit, Spontanität, offene Annahme und Mut gefördert werden – an dem Vertrauen und Kooperation das gemeinwohlorientierte Tun anhand eines realen Bedarfs ermöglicht.

Gehen wir doch gemeinsam auf Entdeckungstour:

Was braucht mein Lebensumfeld, mein System, meine Organisation, um intrinsisch motiviertes, nachhaltiges Lernen und Vertrauen in die eigene Lern- und Leistungsfähigkeit (er)lebbar zu machen?

Was braucht die Freude am Lernen und Leben, die eine innere Verbindung zu echten Gefühlen und Bedürfnissen und so zur Selbstwirksamkeit angeregt?

An welcher Stelle darf es mehr spielerischen Einsatz geben, um Leichtigkeit und Innovation nachhaltig zu fördern?

UND VOR ALLEM >>>

Wo nehmen wir solcherlei Leuchttürme bereits wahr und feiern regelmäßig Erfolge?

Gestatten wir der kommenden Generation ein fundiertes Sich-frei-Entfalten, indem wir als Wissenträger*innen Inhalte aufbereiten und bereitstellen, die Fragen zur neuen Zeit anregen können. Öffnen wir Räume und fördern statt Druck, Sprachlosigkeit und Konkurrenzkampf – Reflexionsanlässe, integratives Handeln, Co-Kreativität und bedürfnisorientierte Leistung.

Kultivieren wir in Schule Glücksfähigkeiten durch vertiefendes sozial-emotionale Lernen! Legen wir immer wieder Wert auf:

  • uns Zuhören können,
  • Vertrauen,
  • Achtsames Wahrnehmen,
  • Ehrlichkeit,
  • Respekt,
  • Achtung voreinander,
  • Mitgefühl mit mir selbst, meiner Mitwelt und der Natur

und Kooperation und Co-Kreation.

Durch die Anwendung der Glückskompetenzen seitens der Schüler*innen UND Lehrer*innen kann transformatives Lernen für ein lebendiges Schul- und Lebensglück nachhaltig etabliert werden.

Stärkung erfährt dieser Ansatz auch von der internationalen Forschung!

Durch die Anwendung der Glückskompetenzen seitens der Schüler*innen UND Lehrer*innen kann transformatives Lernen für ein lebendiges Schul- und Lebensglück nachhaltig etabliert werden.

Stärkung erfährt dieser Ansatz auch von der internationalen Forschung!

So veröffentlicht die UNESCO 2014 ihre Ergebnisse einer groß angelegten Studie zum sozial-emotionalen Lernen in einem Bericht mit dem Titel Happy schools!. Hier schreibt der Direktor des Bangkoker UNESCO-Büros Gwang-Jo Kim:

„Ich glaube, dass alle Kinder ein Anrecht darauf haben, glücklich zu sein und eine frohe Schulzeit zu verleben, sei es durch echte Freude am Lernen, sei es durch den Aufbau von Freundschaften und andere positive Begegnungen oder durch das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft und einem größeren gesellschaftlichen Kontext. Darüber hinaus brauchen wir auch deshalb glückliche Schüler[*innen], weil wir so dazu beitragen, das künftige Generationen in einer friedvolleren und heileren Welt leben. Das ist es, worum es für mich bei den ‚happy schools!‘geht.“

Und welches Ziel könnte schöner sein als eine friedvollere Welt?

Auch in Europa regt sich der Geist des sozial-emotionalen Lernens!

So formuliert die NESET (Network of Experts working on the Social dimension of Education and Training), dass sozial-emotionales Lernen sogar vor dem akademischen Lernen Platz finden sollte, damit den Herausforderungen unserer Zukunft begegnet werden kann.

In einem zusammenfassenden Bericht vom Jahr 2018 heißt es dazu:

„Immer mehr Studien zeigen, dass sozial-emotionales Lernen auch mit einer positiven Einstellung zur Schule, höheren Bildungsabschlüssen und prosozialen Verhalten verbunden ist und die Häufigkeit von antisozialen Verhalten, Ängsten, Depressionen und Selbstmord reduziert. Allgemein trägt SEL zu harmonischen Beziehungen, sozialem Zusammenhalt, der Eingliederung in die Gesellschaft, einer positiven Einstellung zu individueller und kultureller Vielfalt, Chancengleichheit und sozialer Gerechtigkeit bei.“

Die NESET konstatiert u.a. als Forderung [Zitat]:

  • an die politischen Entscheidungsträger*innen der EU:
  • Sozial-emotionales Lernen sollte als zentraler Teil des Lehrplans für die Bildung von Kindern und Jugendlichen und als wichtiges Element einer hochwertigen Bildung in Europa anerkannt werden. Dementsprechend sollte es als eigenständiges Element in den europäischen Rahmen der Schlüsselkompetenzen für lebensbegleitendes Lernen aufgenommen werden.
  • An die politischen Mitgliedstaaten:
    • Die Lehrerausbildung in den Mitgliedstaaten sollte Kompetenzrahmen umfassen, in denen die wichtigsten Kompetenzen beschrieben sind, die Lehrer für die erfolgreiche Vermittlung von sozial-emotionales Lernen in Schulen benötigen. Dazu sollte auch die Entwicklung der sozialen und emotionalen Kompetenzen der Lehrer selbst gehören.
  • Für Schulen:
    • Schulen sollten eine Bedarfsanalyse durchführen, mit der sie gewährleisten, dass ihr Lehrplan den Bedürfnissen ihrer Schüler[*innen]schaft entspricht, insbesondere was deren sprachliche, kulturelle, soziale und sonstige Diversität betrifft. Schulen sollten die nötigen Anpassungen vornehmen, um die geltenden nationalen Standards für SEL zu erfüllen. Schulen sollten bei der Einführung neuer Initiativen bewährte Verfahren im Bereich von SEL berücksichtigen und so den Umsetzungsprozess erleichtern.
    • Alle wichtigen Akteure, d. h. Schüler, Eltern und Lehrer, sollten aktiv an der Gestaltung, Umsetzung und Auswertung von SEL-Initiativen in ihren Schulen beteiligt sein.

Und hier schließt sich mein Kreis und ich erlaube mir freudig,

im täglichen Üben

das Gewordene wertzuschätzen und das Neue willkommen zu heißen!

Bildquelle: https://wahrnehmen.org/bestellen/wwww/versand

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